Achtsamkeit mitten im Alltag
Der Weg zu weniger Stress ist oft leichter als man denkt
Achtsamkeit passt in unseren Alltag und bereichert ihn. Mit kurzen, regelmässigen Übungen, die sich leicht und unkompliziert in Job, Haushalt und Freizeit integrieren lassen, erreichen Sie mehr Selbstbestimmung, Gesundheit und Zufriedenheit. Wie das geht zeigen wir hier auf, ohne dass «Achtsamkeit» nur ein weiterer Task auf der To-do-Liste wird, den es auch noch abzuhaken gilt.
Achtsamkeit ist kein Trend, Achtsamkeit ist eine Lebenshaltung
Sie kennen Stress. Es sind nicht nur die To-do-Listen, es sind nicht nur die schwierigen Arbeits-Kolleginnen und -Kollegen, es ist auch nicht einfach die Doppel- oder Dreifachbelastung. Stress ist vor allem ein Gefühl. Dieses Gefühl lässt den Köper brodeln und den Kopf explodieren. Es nimmt uns jeden Fokus und entführt unsere Aufmerksamkeit in dramatische Gedankenschlaufen, welche uns die schlimmsten Szenarien vor Augen führen, wenn wir nicht alles schaffen. Sie kennen das.
Noch mehr Druck, Selbstkritik oder Zwangspositivismus befreien uns nicht aus dem Hamsterrad, sondern machen alles nur noch schlimmer. Das haben Sie schon gelernt. Sie brauchen etwas anderes. Vielleicht haben Sie schon von Achtsamkeit gehört. Diese soll helfen Stress zu reduzieren und Wohlbefinden zu fördern. Nur ist es Ihnen bis heute ein Rätsel, was auf einem Kissen sitzen und atmen gegen Stress nützen soll.
Das Konzept der Achtsamkeit gibt es seit über zweitausend Jahren. Trends sind deutlich kurzlebiger. Und wenn Achtsamkeit nur ein Trend wäre, würden nicht täglich neue wissenschaftliche Studien deren Wirksamkeit belegen. Diese Studien bestätigen, was sich durch eine regelmässige Achtsamkeitspraxis selbst erfahren lässt: Gesundheit, Zufriedenheit und Selbstbestimmung wachsen.
Achtsamkeit ist also kein Trend. Achtsamkeit ist eine Lebenshaltung, eine Einstellung uns selbst und dem Leben gegenüber. Es ist eine Lebenshaltung, die geprägt ist von Freundschaft und Mitgefühl sich selbst und anderen gegenüber. Es ist eine Haltung, wie wir sie unserer besten Freundin, unserem besten Freund gegenüber einnehmen. Wenn Ihre beste Freundin gestresst ist, reden Sie freundlich und wohlwollend mit ihr, Sie sind verständnisvoll und schauen mit ihr zusammen, wie sie sich etwas entlasten und einen Moment verschnaufen kann. Mit sich selber gehen Sie wahrscheinlich nicht so nett um. Sie würden eher Dinge sagen wie: «Du bist selbst Schuld! Stell dich nicht so an! Du musst halt einfach schneller arbeiten!» Bei der Achtsamkeit geht es aber genau darum: sich selber die beste Freundin oder der beste Freund zu sein.
Wie lässt sich diese Lebenshaltung üben?
Neben formellen, längeren Achtsamkeitsübungen wie BodyScan, klassische Sitz- oder Gehmeditation und Yoga, gibt es auch kürzere Achtsamkeitsübungen wie eine Kaffeemaschinen-Meditation, bewusstes Gemüsewaschen oder Treppensteigen (siehe unten).
Jedes Mal, wenn wir eine entsprechende Übung machen, kommen verschiedene Qualitäten zum Tragen. Der Achtsamkeitspionier Jon Kabat-Zin fasst die Bedeutung von Achtsamkeit und damit einige dieser Qualitäten prägnant in einem Satz zusammen: «Achtsamkeit bedeutet, auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein: bewusst, im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu urteilen.» Diese Art der bewussten Aufmerksamkeitslenkung und des wertfreien Präsentseins üben wir beim Praktizieren von Achtsamkeit. Sieben weitere Aspekte sind ebenfalls ganz explizit oder implizit beim Üben enthalten: Geduld, Vertrauen, Loslassen, Anfängergeist, Akzeptanz, Sein-Modus und Dankbarkeit.
Wenn wir diese Qualitäten und Aspekte immer wieder üben und beim Üben direkt erfahren, werden sie zu einer Lebenshaltung. So werden bewusstere Entscheidungen und weiseres Handeln im Alltag möglich. Das führt zu einem gesünderen Umgang mit Stress und schwierigen Gefühlen, zu mehr Selbstbestimmung statt unbewussten Mustern und zu mehr Zufriedenheit – auch weil wir so bewusstere Prioritäten setzen und besser entscheiden können, was wichtig ist und was wir vernachlässigen können.
Achtsamkeit leicht und unkompliziert in den Alltag integrieren
Wir müssen tagsüber nicht stundenlang auf einem Kissen sitzen. Achtsamkeit lässt sich auch durch einfache, praktische und kurze Übungen in den meist schon vollen Alltag integrieren. Achtsamkeit ist vor allem eine Entscheidung, bewusst Innezuhalten, sich ganz mit dem Moment zu verbinden und wertfrei wahrzunehmen, was gerade ist. Dazu braucht es weder spezielle Geräte noch viel Zeit. Es macht aber einen positiven Unterschied, wenn wir uns immer wieder mit dem einzigartigen und kostbaren Moment verbinden können, in dem das Leben stattfindet.
5 wirksame Übungen für den Alltag:
- eine Ein- und eine Ausatmung: Unterbrechen Sie bewusst die Arbeit oder was Sie sonst gerade tun und begleiten Sie eine ganze Ein- und Ausatmung mit neugieriger Aufmerksamkeit.
- Kaffeemaschinen-Mediation: Nehmen Sie bewusst wahr, wie Sie den Knopf an der Kaffeemaschine drücken, verfolgen Sie geduldig und mit offenen Sinnen, wie der Kaffee in die Tasse läuft. Wann und wie riechen Sie den Kaffee, wie tönt die Maschine, wie sieht das Schäumchen heute aus?
- Sich strecken und räkeln: Spüren Sie den Körper, während er sich nach langem Sitzen ausdehnt und entfaltet. Wo fühlt er sich angenehm, wo unangenehm an? Wenn das auf dem Bürostuhl nicht möglich ist, machen Sie die Übung in einem Sitzungszimmer oder auf der Toilette.
- Gehmeditation auf der Treppe: Gehen Sie bewusst langsam eine Treppe hoch und spüren Sie bei jedem Schritt die Bewegungen des Fusses, den Kontakt mit dem Boden, der Sie trägt. Wenn Sie Ungeduld spüren: werden Sie noch etwas langsamer...
- Achtsamkeitsglocke: Jedes Mal, wenn Ihr Smartphone sich meldet, nehmen Sie nicht sofort ab. Atmen Sie zuerst einmal tief ein und aus und lassen Sie ein Lächeln entstehen. Beobachten Sie, wie das Ihre Begrüssung verändert.
In der Wellness-Therme FORTYSEVEN haben Sie die Möglichkeit mit dem digitalen Achtsamkeitscoach, einem digital begleiteten Rundgang durch die Therme, die acht Aspekte der Achtsamkeit näher kennenzulernen. Jede Station widmet sich einem Aspekt. Angeleitet von Ihrem Coach, haben Sie die Möglichkeit das Gelernte vor Ort umzusetzen. Für einen achtsamen Alltag erfahren Sie zudem weitere Übungen, wie Sie Ihre Achtsamkeitspraxis im Alltag vertiefen können.
Im «Ort der Achtsamkeit», einem abgedunkelten, ruhigen Raum im FORTYSEVEN, können Sie sich zurückziehen, einen Stillen Moment geniessen und meditieren. Oder Sie spüren bei einer angeleiteten Yoga-Lektion die Kraft sanfter, bewusster Bewegungen.
Wenn Sie ihre Achtsamkeitspraxis vertiefen wollen, finden Sie unter www.mindfulness.swiss qualifizierte Achtsamkeitlehrende in Ihrer Region.
Jeannine Born, Vorstandsmitglied MindfulnessSwiss