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Die Lebensader fliesst

Geschrieben von FORTYSEVEN Redakteur | 04/11/2021

Gastbeitrag der leitenden Archäologin

Die gebürtige Bernerin und Bäderkennerin Andrea Schaer ist seit 2006 die leitende Archäologin des Badener Bäder-Quartiers im Auftrag des Kanton Aargau. Damit kennt sie wie keine andere die Geschichte und Geschichten dieses Ortes. Sie studierte an der Universität Bern Ur- und Frühgeschichte sowie Geografie und Archäologie der Römischen Provinzen. Seit 2015 ist sie Inhaberin und Geschäftsführerin der Archaeokontor GmbH und als freischaffende Archäologin, Kulturhistorikerin und Publizistin tätig. Hier schreibt Sie anlässlich des Anschlusses der Thermalquelle an das FORTYSEVEN.

Seit dem 15. März 2021 fliesst erstmals Thermalwasser in die Reservoirs und Aufbereitungsanlagen der Wellness-Therme FORTYSEVEN. Was nach einem rein technischen Verfahren klingt, ist jedoch weitaus mehr: Für die Therme ist es die Erweckung zum Leben. Denn die Anbindung an das Quellwasser gibt dem FORTYSEVEN erst seine eigentliche Funktion. Mit dem Wasser ziehen auch die ihm zugeschriebenen Kräfte sowie die seit Jahrtausenden damit verbundenen Hoffnungen, Versprechen und Verheissungen ein.

Beinahe neun Jahre ist es nun her, seit das alte Badener Thermalbad am 30. Juni 2012 geschlossen und das Wasser aus den Becken und Reservoirs abgelassen wurde. Seither hielten die Hotels «Limmathof» und «Blume» sowie das Bagno Popolare die Fahnen der Badener Badekultur hoch – und die Bäder am Leben.

Doch ohne grosses und für alle zugängliches Thermalbad war die Stadt eines wesentlichen Elements ihres Daseins und ihrer Ausstrahlung beraubt. Die Kraft der Quellen lag nahezu brach und ein erheblicher Teil des mineralreichsten Thermalwassers der Schweiz floss über ein Jahrzehnt lang ungenutzt in die Limmat. Demnächst wird dies Geschichte sein.

Seit Mitte März nimmt das Thermalwasser langsam Besitz von der neuen Therme ein: die Sanierungen der Thermalwasserleitungen sind abgeschlossen, jetzt werden die Aufbereitungsanlagen schrittweise hochgefahren. Bald füllt quellfrisches Wasser die Reservoirs und durchfliesst die technischen Eingeweide des FORTYSEVEN. Vordergründig scheint dies eine recht nüchterne und technische Angelegenheit, die noch weit von der Eröffnung des Badebetriebs entfernt ist. Doch ist es gewissermassen der Lebenskuss für die neue Wellness-Therme – die Lebensader fliesst. Was bislang eine Hülle aus Beton, Stahl und Stein war, übernimmt nun den Herzschlag der Quellen.

Das Thermalwasser ist jedoch nicht nur allein der Betriebsstoff, der die Therme antreibt. Mit dem Wasser halten auch dessen sinnlich wahrnehmbaren Eigenschaften und Wirkungskräfte Einzug. Seine Wärme wird das Gebäude erfüllen, in Reservoirs und Leitungsrohren wird das Rinnen und Rauschen vernehmbar sein. Vielleicht lässt sich an bestimmten Orten gar noch ganz dezent der Duft des natürlichen Thermalwassers erahnen, der seit jeher untrennbar mit den hiesigen Thermalquellen verbunden ist.

Die Gegenwart des Thermalwassers verändert auch die emotionale Wahrnehmung der neuen Therme. Mit der Kraft des Wassers waren schon immer Hoffnungen und Legenden verbunden. Die mythischen Quellgeister, Nymphen und Quellgottheiten finden nun eine moderne Wirkungsstätte, die die historische Versprechung des Paradieses und die legendäre Heilkraft der Heiligen Verena erahnen lässt. Ab jetzt ist die Wellness-Therme FORTYSEVEN Teil des uralten Versprechens der Badener Bäder: der Verheissung von Wohlergehen, Entspannung, Erholung, Genuss, und Heilung.

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