GEDULD

 

An dieser Station verrate ich dir, weshalb Geduld eine Superkraft ist und weshalb wir sie doch selten nutzen.​

Würdest du dich als eher ungeduldig beschreiben? Falls ja, bist du damit in bester Gesellschaft. In unserer gehetzten Welt haben wir keine Zeit für Geduld. Wenn die Informationen in Lichtgeschwindigkeit auf uns einprasseln, die To-Do-Listen lang und die Terminkalender überfüllt sind, können wir uns keine Geduld leisten. Vielleicht nickst du innerlich: «Ja klar, wir müssen effizient und effektiv sein, vorwärtskommen.» Der Plan, wie es weitergeht nach dem Thermalbaden ist gemacht: du gehst noch schnell zuhause vorbei, erledigst die Mails, fütterst das Kind oder die Katze, nimmst am Meeting teil und triffst dich dann mit deiner Freundin. Das geht alles; und ist auch schön. 

 

Aber was ist der Preis, den du dafür zahlst?​

Das Leben kann anstrengend und stressig sein. Typischerweise treibt dich eine Stimme im Kopf immer an: ‘Du musst, und dann musst du noch, und wenn du das gemacht hast, dann musst du noch...’ Kennst du das? Als dein Coach empfehle ich dir jetzt Geduld. Sie ist nicht nur ein Aspekt der Achtsamkeit, sondern geradezu die Superkraft, die das viele Tun und Denken unterbrechen kann. Geduld ist nicht etwas, das du einfach hast oder nicht hast. Geduld kannst du lernen, und das ist manchmal richtig hart und unangenehm, weil du mit deiner Ungeduld und Unruhe in Kontakt kommst. Aber es lohnt sich. Wenn du ab und zu achtsam und geduldig innehalten und dich wirklich einlassen kannst, wird dein Leben reicher und die Erfahrungen werden tiefer, Gespräche intensiver und Beziehungen näher. Wenn du dir Zeit nimmst und dir selbst geduldig zuhörst, wirst du nicht nur ruhiger, sondern lernst dich und deine Bedürfnisse besser kennen. Mit Geduld kannst du nicht mehr Tage in dein Leben bringen, aber deinen Tagen mehr Leben schenken.​

Übung

Auf der Liegemuschel kannst du deine Geduld wunderbar trainieren. Lege dich bequem auf den warmen Stein. Vielleicht schliesst du zuerst deine Augen und spürst einfach nur seine wohlige Wärme. Öffne dann bewusst die Augen und schaue dir den Film an. Nimm jedes einzelne Bild wahr, so gut du kannst, mit voller Aufmerksamkeit. Bleibe wachsam, bis du wieder beim ersten Bild angelangt bist. Wenn du ungeduldig wirst, ist das auch in Ordnung. Du kannst einfach wieder beginnen, ein Bild nach dem anderen bewusst wahrzunehmen.

Inspiration für den Alltag

Geduld kannst du stärken, auch im Alltag. Hier gebe ich dir gerne einen Übungsvorschlag mit. Nutze alle Gelegenheiten, bei denen du warten musst. Zücke nicht automatisch und sofort das Handy. Nimm das Warten als Anlass, bei dir einzuchecken. Du könntest einfach realisieren, wie es dir geht, wie verspannt du gerade bist und ein paarmal sanft in die Spannung hineinatmen. Das kannst du tun beim Warten vor der Ampel, beim Warten auf den Bus oder Zug oder bevor dein nächstes Meeting startet. Beobachte, welchen Unterschied das macht.